Aus dem FCD-Archiv: Abenteuer USA – Wie der Dingolfinger Fußballer Jochen Freidhofer in Übersee für Furore sorgte

Bildunterschrift: Nach vier Jahren am College spielte Freidhofer ein Jahr als Profi in Columbus 

Der Name Jochen Freidhofer ist im niederbayerischen Amateurfußball mehr als bekannt. Der ehemalige Klassekicker des FC Dingolfing erarbeitete sich als Herrentrainer einen hervorragenden Ruf. Bei allen Stationen lieferte der aktuelle Erfolgscoach des FC Teisbach ausgezeichnete Arbeit ab. Doch nicht nur rund um die Kreisstadt bringt man den Namen Freidhofer mit Fußball in Verbindung. Am Schul- und Universitätsfußball im mittleren Westen der USA stechen die Statistiken des heutigen Taktikfuchs nach wie vor aus den Jahrbüchern heraus. 

Dabei begann die Erfolgsgeschichte zwischen Freidhofer und dem amerikanischen Fußball eher zufällig. Der Dingolfinger Nachwuchskicker absolvierte mit dem Gymnasium Dingolfing ein Austauschprogramm nach Cincinnati. Zu Schaffen machte dem jungen Fußballer damals, dass in der Kollegstufe kein Sport-Leistungskurs zusammen gehen sollte. Daher brachte ihn das Angebot der Gastfamilie, dass er auch länger bleiben können zum Nachdenken. Die Idee den Highschool-Abschluss zu machen wurde nochmals konkreter als auch der zweite Schuldirektor seine Unterstützung signalisierte. Die dortige Fußballabteilung war nach dem ersten Training ohnehin sehr angetan von Freidhofers Ballkünsten.  Somit fasste sich der Niederbayer ein Herz und wanderte für ein Jahr über den Teich. 

Freidhofer mit starker Torausbeute

Jedoch sollte sich seine Pläne schnell ändern. An der Highschool war der Niederbayer der absolute Topspieler seiner Mannschaft. Für den technisch versierten Spielmacher standen 21 Tore auf 18 Saisonspielen zu Buche. Dementsprechend landete sein Name in vielen Notizbüchern der Scouts. Da die Sportarten an den amerikanischen Schulen im Trimester-Rhythmus ausgetragen werden, blieb Freidhofer bei Vereinsmannschaften am Ball. „Fußball ist ein Herbstsport, dementsprechend dauert die Saison von August bis November. In der restlichen Zeit des Jahres durfte ich bei örtlichen Teams trainieren und spielen“, berichtet der Dingolfinger. 

Auch abseits des Rasens lebte sich Freidhofer schnell ein. „Eine absolut tolle Erfahrung. Meine Gastfamilie und auch die Schule hat sich toll um mich gekümmert. Obendrein habe ich ohne lange Anlaufzeit Freundschaften geschlossen, die bis heute halten“, erinnert sich Freidhofer. 

Bei Universitäten gefragt – Neues Ziel Wright University

Als während des Highschool-Jahres sich mehr und mehr Universitäten beim Niederbayern meldeten, reifte in Freidhofer der Entschluss den Schritt ans College zu wagen. Die formalen Voraussetzungen dafür waren damals noch wesentlich niedriger als heutzutage und es musste nur noch ein Eignungstest als letzte Hürde genommen werden. Als auch diese gemeistert wurde, ging es für Freidhofer an die Wright State University im US-Bundesstaat Ohio. Freidhofer erhielt ein volles Stipendium im Wert von 80.000 Dollar pro Jahr. Eine große Ehre für den Dingolfinger der fortan für die „Raiders“ in der höchsten College-Liga auflief. „Die Bedingungen am College waren herausragend. In der Vorbereitung standen wir dreimal am Tag auf dem Platz. Unter der Saison war zwischen den Kursen immer Training angesagt und zu den Spiel legten wir teilweise weite Strecken zurück“, berichtet Freidhofer. 

Im ersten Jahr als soggenannter „Freshman“ glänzte Freidhofer aus der Jokerrolle und erarbeitete sich Stück für Stück mehr Spielzeit. In der dritten Saison ging Freidhofers Stern endgültig auf. Als Topscorrer seines Teams erhielt er diverse Auszeichnungen. Unter anderem wurde er für die Auswahl des Mittleren Westens berufen. 

Abenteuer als Profi in Columbus

Wiederum sollte der Fußball Freidhofer eine Tür zu einer neuen Herausforderung öffnen. „Man darf nur maximal vier Jahre für eine Sportmannschaft am College auflaufen. Ich wollte unbedingt meinen Abschluss machen, aber auch weiterhin meinem Hobby Fußball nach gehen“, erzählt Freidofer. Da kam das Angebot von Columbus Xoggz gerade recht. Der Verein ging im Vorläufer-Wettbewerb der heutigen ersten Liga MLS an den Start und bot Freidhofer die Möglichkeit unter Profibedingungen seiner Leidenschaft nachzugehen. Die Liga bestand aus 72 Teams, die in acht regionalen Liga antraten. „Das ganze ist natürlich nicht vergleichbar mit der heutigen MLS, jedoch gab die Weltmeisterschaft 1994 den Fußball in den USA einen riesigen Schub“, erinnert sich der Mittelfeld-Regiesseur. 5.000 Zuschauer im Schnitt sorgten für eine einmalige Atmosphäre bei den Heimspielen. Hinzu kamen Mannschaftskollegen aus der ganzen Welt. Fast zeitgleich startete die Trainerkarriere Freidhofers, denn seinem Collegeteam blieb er auf freiwilliger Basis als Co-Trainer erhalten. 

Bei den Spielen Freidhofers nahmen im Laufe der Jahre immer wieder Gäste aus Dingolfing Platz. Und auch Freidhofer selbst weilte zweimal pro Jahr in der alten Heimat. Der FC Dingolfing freute sich über die Besuche besonders, denn der US-Student absolvierte die gesamte Sommervorbereitung bei den Dingolfinger Fußballern und stand jeweils in den ersten drei Saisonspielen für die Blau-Weißen auf dem Platz. 

Trainingslager mit dem College in Bayern

1993 kam Freidhofer mitsamt seiner Teamkollegen aus den USA nach Bayern. Eine Woche blieb man im Freistaat. Neben der Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Neuschwanstein und der Passauer Innenstadt sowie dem Besuch des Bundesliga-Topspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund standen auch drei Testspiele auf dem Programm. „Drei Partien innerhalb von drei Tagen war ein straffes Pensum, zumal wir danach immer noch eingekehrt sind“, berichtet Freidhofer. Es ging gegen den FC Dingolfing, den SV Wörth und Dia A-Jugend der SpVgg Landshut, wo Bruder Horst kickte. Obwohl die Wright Universtiy nur mit der halben Stammmannschaft anreiste konnten drei Siege verbucht werden. Auch der FCD bekam den Leistungsunterschied bei einer 0:2-Pleite zu spüren. „Für mich war es ein absolutes Highlight, denn es hat meine zwei Welten zusammen gebracht“, meint Freidhofer. 

Auch seine Teamkameraden schwärmen noch heute davon. „Sie waren alle bei Gastfamilien untergebracht und konnten so den bayerischen Alltag kennenlernen“, so Freidhofer. 

Ermöglicht hatte dies Freidhofers Vater Josef, der die gesamte Reise organisierte. „Meinen Eltern habe ich unglaublich viel zu verdanken und bin ihnen auch heute noch dankbar, dass sie mir die Zeit in den USA ermöglicht haben“, berichtet Freidhofer. So kommt es nicht von ungefähr, dass er mit seiner Mutter die letzten Tage in den USA verbrachte. „Wir sind gemeinsam durch das Land gereist ehe ich im Dezember 1994 meinen Militärdienst antreten musste“, erzählt Freidhofer. 

Anschließend lief Freidhofer wieder für den FCD auf und gehörte auch zu den Aufstiegshelden 1997, die den FCD wieder auf die überregionale Bühne schossen. Nach der aktiven Laufbahn ging es für den Klassekicker auf der Trainerbank weiter. Da derzeit aufgrund des Corona-Virus der Ball ruh, schwelgt Freidhofer gerne in Erinnerungen. „Es war ein unglaublich schönes Abenteuer mit zahlreichen unvergesslichen Erinnerungen. Auch persönlich hat es mich weiter gebracht und daher denke ich gerne an die Zeit zurück“, so Freidhofer abschließend.