
Walter Strohmaier übernahm vor kurzem das Amt des Vorstandssprechers beim FC Dingolfing. Der vielbeschäftigte Sparkassenchef stellt sich damit einer zusätzlichen Herausforderung im Ehrenamt. Wir sprachen mit ihm über seine Motivation, die anstehenden Aufgaben und seine Ziele für den Traditionsverein.
Herr Strohmaier, was motiviert Sie zu diesem Schritt?
Strohmaier: Diese Frage habe ich mir auch gestellt (lacht), sicherlich nicht, weil es mir zu langweilig war. Ich bin seit über 50 Jahren eng mit dem FC verbunden – als ehemaliger Spieler und Trainer in Jugend und Herrenbereich, als mehrjähriger 2. Vorstand und natürlich als leidenschaftlicher Sportfan.
Der Verein hat sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt, sowohl sportlich als auch gesellschaftlich. Wir haben heute über 500 aktive Jugendspieler aus rund 50 Nationen! Diese positive Entwicklung macht aber auch strukturelle Anpassungen an der Vereinsspitze erforderlich.
50 Nationen – das ist beeindruckend. Welche Bedeutung hat das für den Verein?
Strohmaier: Das zeigt, welche gesellschaftliche Rolle wir übernehmen. Wir leisten in der Integrationsarbeit Enormes und nehmen Politik und Gesellschaft viel Arbeit ab. Fußball verbindet Menschen unterschiedlichster Herkunft – das ist gelebte Integration vor Ort.
Sie sprechen von strukturellen Anpassungen. Was bedeutet das konkret?
Strohmaier: Ich sehe meine Rolle als Gleichberechtigter – „Pares inter pari“, wie wir sagen – in einem starken Vorstandsteam. Wir decken die Bereiche Sport, Wirtschaft und Vereinsleben gut ab und wollen gemeinsam Lösungen erarbeiten. Nicht einer allein trägt die Last, sondern wir teilen die Verantwortung auf.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Strohmaier: Zunächst bein Gegebenheiten im Stadion. Mit über 500 Jugendspielern, zwei Herrenteams, einer AH-Mannschaft und weiteren Vereinen im Stadion stoßen wir an unsere infrastrukturellen Grenzen. Dazu kommt die wirtschaftliche Dimension: Mit über einer halben Million Euro Jahreskosten haben wir Größenordnungen von Mittelstandsunternehmen erreicht. Das alles ehrenamtlich zu stemmen, ist eine enorme Aufgabe.
Können Sie das konkretisieren?
Strohmaier: Wir brauchen klarere Strukturen und müssen als Gesellschaft die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Ehrenamtliche nicht überfordert werden – weder mit Arbeit noch mit Verantwortung. Hier sind auch Politik und Verwaltung gefragt.
Wie sehen Ihre sportlichen Ziele aus?
Strohmaier: Ehrlich gesagt: relativ bescheiden, trotz allem Ehrgeiz. Im Nachwuchs soll sich jeder Spieler weiterentwickeln, idealerweise bis zur ersten Mannschaft. Wir sind ein Ausbildungsverein, kein „Einkaufsverein“! Der Spaß am Fußball muss im Vordergrund stehen, auch im Leistungsbereich.
Und bei der ersten Mannschaft?
Strohmaier: Ich bin Realist. Der Vereinserfolg wird meist an der ersten Mannschaft gemessen. Auch wenn ich persönlich jedes Spiel gewinnen möchte, müssen wir erst beweisen, dass der Aufstieg kein Zufall war. Ich vertraue aber voll auf Mannschaft und Trainerteam. Grundsätzlich feiert jeder lieber Siege als Niederlagen zu verdauen.
Was sind Ihre mittelfristigen Ziele?
Strohmaier: Da habe ich es einfach. Engagierte Vereinsmitglieder haben bereits im letzten Jahr eine Vision und ein Leitbild erarbeitet, an dem ich mich gerne orientiere. Darauf bin ich sogar ein bisschen stolz – nicht jeder Amateurverein hat eine niedergeschriebene Vision mit klaren Werten.
Können Sie diese Vision kurz umreißen?
Strohmaier: “Familie durch Fußball“ – das ist unser Leitsatz. Wir wollen den Menschen eine sportliche und gesellschaftliche Heimat bieten, einen Ort der Begegnung und des Miteinanders. Dabei bleiben wir familiär, aber auch modern und ambitioniert.
Was bedeutet das ganz praktisch?
Strohmaier: Wir investieren in unsere Jugend, verbessern in enger Abstimmung mit der Stadt Dingolfing die Gegebenheiten im Stadion und stärken das Ehrenamt. Gleichzeitig wollen wir offen bleiben für alle, die sich einbringen möchten. Jeder kann bei uns eine Aufgabe finden, die zu ihm passt.
Ihr Appell an potenzielle Unterstützer?
Strohmaier: Schauen Sie bei uns vorbei! Lernen Sie unsere Arbeit kennen und packen Sie mit an. Der FC Dingolfing braucht Menschen, die Lust haben, etwas zu bewegen. Ob als Trainer, Betreuer, Helfer bei Veranstaltungen oder in der Vorstandschaft – es gibt viele Möglichkeiten, Teil unserer Familie zu werden.
Eine letzte Frage: Was treibt Sie persönlich an?
Strohmaier: Die Begeisterung in den Augen der Kinder, wenn sie ihre ersten Tore schießen. Das Gemeinschaftsgefühl bei unseren Festen. Die Gewissheit, dass wir hier etwas Sinnvolles für die Gesellschaft leisten.
Herr Strohmaier, herzlichen Dank für das offene Gespräch.